Die Ostseeinsel Rügen gehört zu den gefragtesten Regionen für Wohneigentum in Mecklenburg-Vorpommern. Nach Jahren deutlichen Preisanstiegs hat sich der Immobilienmarkt seit 2022 jedoch abgekühlt. Landesweit gingen sowohl Verkaufszahlen als auch Umsätze spürbar zurück – im Jahr 2023 sank die Zahl der Kauffälle in MV um 13 % und der Geldumsatz sogar um 27 % gegenüber dem Vorjahr. Erstmals seit langer Zeit gaben auch die Preise nach (im Binnenland stärker als in Küstenregionen). Auf Rügen, als Küstenstandort, fielen die Korrekturen moderater aus, aber auch hier zeigt sich eine Trendwende: Zwischen dem Höchststand Ende 2023 und Herbst 2024 sanken die durchschnittlichen Angebotspreise auf Rügen um rund 11 %.
Einfamilienhäuser auf Rügen erzielen aktuell hohe Quadratmeterpreise, wobei erstmals leichte Rückgänge zu verzeichnen sind. Im ersten Quartal 2025 lag der durchschnittliche Kaufpreis für Ein- und Zweifamilienhäuser auf der Insel bei ca. 3.100 € pro m², was einem Rückgang von etwa -5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser Preisabrieb auf Rügen folgt auf eine jahrelange Boomphase; noch Ende 2023 wurden Spitzenpreise von knapp 4.000 €/m² erzielt, bevor der Markt drehte. Aktuell scheinen sich die Hauspreise zu stabilisieren. Regional differenziert zeigen sich jedoch große Spannweiten: In weniger gefragten Lagen des Inselinneren sind die Preise weit niedriger als in den Ostseebädern. Beispielsweise kosten Häuser in der Inselhauptstadt Bergen auf Rügen derzeit im Schnitt rund 2.600 € pro m², während im prominenten Badeort Binz etwa 3.500 € pro m² erzielt werden. Diese Unterschiede spiegeln Lagequalität und Käufernachfrage wider. Generell müssen Eigennutzer auf Rügen trotz der leichten Marktberuhigung weiterhin ein hohes Preisniveau einkalkulieren – insbesondere in Wasserlage.
Der Markt für Eigentumswohnungen (Eigennutzer und Ferienwohnungen) zeigt ein differenziertes Bild. Insgesamt liegen die Wohnungspreise auf Rügen ebenfalls hoch, haben sich zuletzt aber teils robuster gezeigt als die Hauspreise. Eine Auswertung von Inseratsdaten ergab für Eigentumswohnungen im Landkreis Vorpommern-Rügen (inkl. Rügen) im Frühjahr 2024 einen durchschnittlichen Angebotspreis von ca. 2.700 € pro m², ein Anstieg um +3 % gegenüber dem Vorjahr. Allerdings unterscheiden sich die Teilmärkte stark. Im Ostseebad Sellin etwa lagen die durchschnittlichen Kaufpreise für Wohnungen 2023 noch nahe 4.900 € pro m² und sanken bis 2025 auf etwa 4.200 € pro m². Kleinere Ferienapartments in Top-Lagen kosten dabei pro Quadratmeter deutlich mehr als größere Einheiten: In Sellin ist z. B. eine 50 m²-Wohnung mit 4.600 €/m² bewertet als eine 90 m²-Wohnung (3.750€/m²). Absolut erreichen die Spitzenpreise für Premium-Eigentumswohnungen direkt am Meer nach wie vor fünfstellige Werte je Quadratmeter – in Binz werden in erster Reihe zur Ostsee über 10.000 € pro m² aufgerufen, in Einzelfällen wurden sogar bis zu ca. 14.000 € oder mehr erzielt. Solche Extremwerte bilden jedoch Ausnahmen. Im Durchschnitt liegt der aktuelle Quadratmeterpreis für Bestandswohnungen in Binz bei rund 5.350 € (etwa +3 % ggü. Vorjahr), während Wohnungen in Bergen mit etwa 2.000 € pro m² deutlich günstiger sind. Insgesamt bewegen sich Eigentumswohnungen auf Rügen auf hohem Niveau, vor allem in den Seebädern – für Eigennutzer bedeuten die gestiegenen Zinsen zwar etwas mehr Verhandlungsspielraum, doch das Kaufpreisniveau bleibt anspruchsvoll.
Die Preise für Baugrundstücke haben auf Rügen in den vergangenen Jahren stark angezogen und zuletzt leicht nachgegeben. Orientierung bieten hier die offiziellen Bodenrichtwerte, die von den Gutachterausschüssen ermittelt werden. Diese Richtwerte (€/m² unbebautes Bauland) zeigen ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle auf der Insel: In den Ostseebädern erreichen sie die höchsten Werte, während im Inselinneren deutlich geringere Preise gelten. So liegt der durchschnittliche Bodenrichtwert in der Stadt Bergen auf Rügen aktuell bei nur 50 € pro m² – nach einem leichten Rückgang um 3,8 % gegenüber dem Vorjahr (2024: 52 €/m²). In Bergen reichen die Richtwerte je nach Zone von 36 € bis maximal 185 € pro m². Demgegenüber bewegen sich die Bodenrichtwerte in den begehrten Ostseegemeinden um ein Vielfaches höher: Im Ostseebad Binz beträgt der durchschnittliche Richtwert (erschlossen) aktuell etwa 360 € pro m², im benachbarten Sellin rund 400 € pro m². Auch Sassnitz als Hafenstadt an der Ostküste liegt mit typischen Bodenwerten um 150–200 € pro m² deutlich über dem Inselmittel; dort reichen die Werte je nach Lage von ca. 110 € (einfachere Ortsrandlage) bis 280 € pro m² in den besten Lagen. Putbus, die fürstliche Kleinstadt im Süden Rügens, weist Bodenrichtwerte im Schnitt von etwa 130–150 € pro m² auf– also ebenfalls im moderaten Mittelfeld. Insgesamt zeigen die Bodenrichtwerte, dass Bauland auf Rügen in Küstennähe ein knappes und teures Gut ist. Nach einer Phase rasanter Steigerungen um 2020/21 (z. B. Bergen: 20 €/m² im Jahr 2000 auf 54 €/m² in 2021) ist seit 2022 eine Seitwärts- bis Abwärtsbewegung erkennbar. Für Eigennutzer, die auf Rügen bauen möchten, bedeutet dies leicht bessere Chancen als noch vor wenigen Jahren – allerdings muss je nach Ort weiterhin mit hohen Grundstückspreisen kalkuliert werden.
Quellen: Aktuelle Marktberichte der Gutachterausschüsse und Immobilienportale (2024/25), u. a. Immobilienmarktbericht www.laiv-mv.de, Von Poll Küstenreport 2025cdn.von-poll.com, Immowelt/ImmoScout engelvoelkers.com, Bodenrichtwertkarten Landkreis Vorpommern-Rügenbodenrichtwerte-deutschland.de, sowie regionale Pressemeldungen aus der Ostseezeitung.