Immobilien-Assetklassen
In der Immobilienwirtschaft versteht man unter Assetklassen verschiedene Nutzungsarten von Immobilien. In Deutschland gehören zu den gängigen Assetklassen insbesondere:
Das Wichtigste in Kürze
-
Wohnen (Wohnimmobilien): Wohnhäuser, Mehrfamilienhäuser und Apartmentanlagen, in denen Privatpersonen wohnen (Mietwohnungen oder Eigentumswohnungen).
-
Büro (Büroimmobilien): Gebäude für Büroarbeitsplätze von Unternehmen und Verwaltung, z. B. Bürohochhäuser, Business-Parks oder Campus-Büros.
-
Einzelhandel (Handelsimmobilien): Immobilien für den Verkauf von Waren und Dienstleistungen, z. B. Innenstadtgeschäftshäuser (Ladengeschäfte in 1A-Lagen), Fachmarktzentren (Retail-Parks mit großen Flächen, oft am Stadtrand) und Shopping-Center (Einkaufszentren mit vielen Shops unter einem Dach).
-
Logistik (Logistikimmobilien): Lager- und Distributionshallen für Warenlagerung, Paketverteilung und industrielle Logistik. Oft auch Industrieimmobilien genannt, wenn produktionsnahe Nutzung erfolgt.
-
Hotel (Hotelimmobilien): Gebäude für die kurzzeitige Beherbergung von Gästen, vom Budget-Hotel bis zum Luxushotel, oft mit Gastronomie und Konferenzflächen.
-
Pflegeimmobilien (Healthcare-Immobilien): Immobilien im Gesundheits- und Pflegebereich, z. B. Pflegeheime (Senioren- und Pflegezentren), Betreutes Wohnen (Service-Wohnen für Senioren) oder Reha-Kliniken.
-
Mikroapartments (Micro-Living): Sehr kleine Wohneinheiten (meist 1-Zimmer-Apartments bis ~30 m²) mit möblierter Ausstattung, oft zur Kurzzeitmiete für Studierende, Pendler oder Singles. Unter Micro-Living fallen z. B. Studentenwohnheime, Serviced Apartments und Co-Living-Konzepte.
-
Rechenzentren (Data Centers): Spezialimmobilien für die Unterbringung von Servern und IT-Infrastruktur. Hohe technische Anforderungen (Kühlung, Stromversorgung, Datennetze) zeichnen diese aus.
-
Bildungsimmobilien: Gebäude für Bildung und Soziales, z. B. Kindertagesstätten (Kitas), Schulen, Hochschulgebäude oder Weiterbildungseinrichtungen. Oftmals sind hier öffentliche Träger Mieter.
-
Mixed-Use (Gemischt genutzte Objekte): Immobilienprojekte mit Mischnutzung, also Kombinationen verschiedener Assetklassen im selben Gebäude oder Quartier (z. B. Erdgeschoss Einzelhandel, darüber Büros und Wohnungen).
Wohnen (Wohnimmobilien)
Wohnimmobilien dienen der dauerhaften Wohnnutzung. Sie umfassen Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern, Wohnanlagen und Wohnhochhäuser.
Die Mieter sind private Haushalte – Singles, Paare, Familien, Senioren – mit unterschiedlich langen Mietdauern. Deutschland ist traditionell ein Mietermarkt (hoher Anteil an Mietern gegenüber Eigentümern). Marktbesonderheiten: Wohnimmobilien gelten als sehr sichere Assetklasse mit stabiler Nachfrage, da Wohnen ein Grundbedürfnis ist. Allerdings ist der Wohnungsmarkt stark reguliert: Mieterschutz ist hoch, es gibt Mietspiegel und in begehrten Städten Mietpreisbremsen sowie Kappungsgrenzen bei Mieterhöhungen. In vielen Städten bestehen zudem Belegungsrechte oder soziale Quoten bei Neubauprojekten. Investoren schätzen Wohnimmobilien wegen der geringen Ausfallrisiken – die Leerstandsquoten liegen in Großstädten meist unter 3 %. Gleichzeitig sind laufende Verwaltung und Instandhaltung bei Wohnhäusern aufwendig und viele Betriebskosten (Instandhaltung, Verwaltung) können nicht vollständig umgelegt werden, was die Netto-Rendite drückt.
Wohnimmobilien weisen die niedrigsten Renditen aller Assetklassen auf, spiegelbildlich ihrer hohen Stabilität. Typische Bruttoanfangsrenditen (Mietrenditen) liegen in Top-Städten derzeit bei rund 3,5–4 % (z. B. bundesweite Spitzenrendite ca. 3,9 %. In sehr guten Lagen wurden 2024 sogar leichte Renditekompressionen verzeichnet – ein Zeichen, dass Investoren trotz Zinsanstieg weiterhin hohe Preise zahlen. In kleineren Städten können Renditen höher sein (5 %+), gehen jedoch mit höherem Vermietungsrisiko einher. Der Multiplikator (Kaufpreisfaktor) für erstklassige Wohnanlagen in A-Städten bewegt sich oft bei 25–30-facher Jahresnettokaltmiete (entspricht ~3–4 % Bruttorendite), in B- und C-Städten eher 15–25. Die Netto-Rendite (nach Bewirtschaftungskosten) fällt wegen nicht umlagefähiger Kosten deutlich geringer aus – z. B. werden häufig rund 20–25 % der Miete für Instandhaltung, Verwaltung etc. abgezogen. Das drückt die Nettorendite entsprechender Wohnportfolios auf Größenordnung ~2,5–3 % p.a. Finanzierung: Wohnimmobilien gelten als bankensicher – Beleihungsquoten von 70 % oder mehr sind bei stabilem Cashflow möglich. Risiken: Hauptrisiken liegen im politischen/regulatorischen Bereich (Mietendeckel-Diskussionen, strengere energetische Vorschriften) sowie im Entwicklungsrisiko bei Neubauten (z. B. Baukostensteigerung). Marktzyklische Leerstände treten hauptsächlich in schrumpfenden Regionen auf; in wachsenden Städten ist das Vermietungsrisiko gering.
Der Wohnungsmarkt 2025 ist geprägt von Nachfrageüberhang in vielen Großstädten (weiter Zuzug, gleichzeitig zu geringer Neubau). Mietpreise für Neuvermietungen sind zuletzt deutlich gestiegen – vielerorts zweistellige Prozentzuwächse binnen 2 Jahren – während Bestandsmieten reguliert langsamer steigen. Die Zinssituation (höhere Bauzinsen seit 2022) hat dazu geführt, dass weniger neue Wohnprojekte finanziert werden und sich viele Haushalte den Immobilienkauf nicht mehr leisten können, was zusätzlichen Druck auf den Mietmarkt erzeugt. Investoren haben sich 2023/24 zeitweise zurückgehalten, da Finanzierung teurer wurde; 2024 lag das Wohn-Investmentvolumen bei ~8,8 Mrd. €, deutlich unter früheren Rekordjahren. 2025 belebt sich der Investmentmarkt wieder etwas, u.a. durch Portfoliotransaktionen größerer Wohnungsunternehmen. ESG-Einfluss: Energetische Sanierung wird zentrales Thema – das GEG 2023 (Gebäudeenergiegesetz) verlangt mittelfristig klimafreundlichere Heizungen, was bei älteren Wohnbeständen Investitionen erfordert. Leerstand bleibt in Top-Städten sehr niedrig (oft <2 %), während in strukturschwachen Regionen Wohnungen leer stehen können. Insgesamt bietet Wohnen weiterhin eine hohe Krisenresilienz, wird aber durch Regulierung (z. B. Diskussion um weitere Mietpreisbremse-Verlängerungen) beeinflusst. Für Investoren rückt bezahlbares Wohnen und ESG-konformes Bauen (KfW-Effizienzhaus-Standards) in den Fokus, auch um langfristig stabile Mieterträge und Taxonomie-Konformität zu sichern.
Kontakt
Kontaktieren Sie mich
Schreiben Sie mir oder rufen Sie mich an.
Gerne berate ich Sie zu Ihren Möglichkeiten rund um den Kauf, Verkauf und Bewertung von Immobilien. Sprechen Sie mich einfach an, ich freuen uns darauf, Sie kennenzulernen.
